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Evolution und Schöpfung – Versuch einer Synthese
Ein Projekt aus dem Religionsunterricht
Evolution und Schöpfung – Versuch einer Synthese
Am 8. März 2016 besuchten die beiden 11R2FS und 11F2FA die Zoologische Staatssammlung in München-Obermenzing um das Unterrichtsthema Schöpfungsglaube und Evolution fachlich zu vertiefen.
Institutsleiter Professor Dr. Gerhard Haszprunar legte dar, dass Evolution nach Darwin und Schöpfung nach christlichem Verständnis nicht in Widerspruch stehen müssen, sondern dass man in der Evolution den Beweis sehen könne, dass Gott der Schöpfung die Freiheit zur Entwicklung gelassen habe. Es werden zunächst die biblischen Grundlagen der beiden biblischen Schöpfungsberichte dargestellt. Daraus ergibt sich: Die Bibel ist kein Naturgeschichtsbuch, es geht um die grundlegende Theologie eines einzigen Schöpfergottes über (und nicht in) den Naturkräften. Der zweite Teil war ein kurzer Streifzug durch die wesentlichen Fragen der Evolutionstheorie bzw. der Kosmologie: Was ist Zufall bzw. Indetermination, wie geschieht der Aufbau von Komplexität und prinzipiell neuer Systemeigenschaften (d.h. schöpferische Potenz) auf naturgesetzlicher Basis, was sind die Rahmenbedingungen des Urknalls auf der Basis einer einzigen “Urkraft”.
Auf der Basis des “Credo” (d.h. einer persönlichen Glaubensentscheidung, aber nicht gegen die naturwissenschaftlichen Fakten!) wird schließlich ein synthetischer Denkansatz vorgestellt:
- Evolution ist der Modus der Schöpfung, und Naturgesetze sind schöpferisch.
- Ein (denkmöglicher aber nicht zu beweisender) allmächtiger Gott umfasst notwendigerweise auch die Naturgesetze – ein postulierter Gegensatz ist daher schlicht unsinnig. Die Naturwissenschaften erklären damit einen solchen Gott in diese Welt herein und nicht hinaus.
- Der mikrophysikalische Zufall (Indetermination) bedingt die vom liebenden Schöpfer geplante bzw. gewährte Freiheit des Kosmos. Damit erweisen sich Weltgeschehen und somit auch die eigene Existenz als weder vorbestimmt noch sinnlos, sondern in Freiheit sinnoffen – Katastrophen und persönliches Scheitern sind notwendige Konsequenzen dieser Freiheit.
Evolution versus Kreationismus
- Evolution ODER Schöpfung?
- Naturgesetze ODER Gott?
- Zufall = Sinnlosigkeit ODER Plan?
Der erste Versuch einer Synthese besteht darin, die Funktion Gottes in die Evolution einbeziehen. Das heißt, ein Gott würde eine „Lückenbüßerfunktion“ für wissenschaftlich nicht erklärbare Phänomene einnehmen, also würde Evolution einen Gottgedanken nicht ausschließen.
Weiterhin wird versucht Naturgesetze und Gott zu synthetisieren. Hierbei tritt das Problem auf, dass alle Naturgesetze, wie z.B. die Schwerkraft, unwiderlegbar bewiesen sind. Glaubt man also an einen allmächtigen Gott, muss dieser in seiner Allmacht auch diese Naturgesetze verursacht haben. Somit schließen Naturgesetze einen Gottesgedanken nicht aus. Bei der dritten Frage, ob alles Leben zufällig und folglich sinnlos ist oder von einer schöpferischen Kraft geplant wurde, berief sich der Referent darauf, dass der Zufall ein Naturgesetz der Quantenphysik sei. So sei der Zufall natürlich unvorhersehbar, jedoch einem System unterworfen. Es wird also dem Zufall überlassen bleiben, welche Zahl beim Würfeln fallen wird, Fakt ist jedoch, dass es beispielsweise nie die Sieben sein wird. Folglich gibt es keinen Zufall, sondern nur Wahrscheinlichkeiten, womit auch das dritte ODER widerlegt wäre.
Unter Einbezug weiterer Aspekte und Ausführungen kam Prof. Dr. Haszprunar zu dem Resultat, dass Evolution und christlicher Glaube sich gegenseitig nicht ausschließen unter Berücksichtigung der vorher dargelegten Argumente.
Das rege Frageinteresse der Zuhörerinnen und Zuhörer im Anschluss an die Präsentation von Professor Haszpunar zeigte, dass die Exkursion eine sinnvolle Ergänzung zum schulischen Unterricht war. Anschließend konnten die Schülerinnen und Schüler noch einige Ausstellungsräume besichtigen, die das Thema anschaulich vertieften.
Verfasst von Koh
- letzte Aktualisierung am Dienstag, 05. Juli 2016 08:46